Unsere Füsse bilden die Basis, auf die sich unser ganzer Körper ausrichtet. Doch stehen Fussbeschwerden auf Platz 2, gleich hinter den Rückenschmerzen, der Rangliste der häufigsten körperlichen Beschwerden in der Bevölkerung.
Viele Menschen leiden unter Fussfehlstellungen wie Senk,- Spreiz,- oder Knickfuss. Auch Fussbeschwerden, wie Fersensporn, Hallux Valgus (Ballenzeh) oder sogar Bewegungseinschränkungen, Schmerzen und Arthrose kommen häufig vor.
Doch woran liegt das und was kannst du selber dagegen tun?
In diesem Blogartiklel möchte ich dir zeigen, was die möglichen Ursachen für die Beschwerden sind und was du selber dagegen tun kannst.
Wie kommt es zu all diesen Beschwerden?
Neben unterschiedlichen Ursachen, wie gewissen erbliche Veranlagungen, ein schwaches Bindegewebe, Unfälle und Verletzungen, Knochenerkrankungen und rheumatische Erkrankungen haben jedoch alle Fussbeschwerden eine gemeinsame Ursache: eine schwache Fussmuskulatur.
Im weiteren werde ich darum genauer auf die Muskulatur eingehen, da du genau dort ansetzen kannst und vieles in deinem Alltag verändern kannst, um deine Beschwerden zu lindern oder zu verbessern.
Unsere Füsse leiden unter Bewegungsmangel
Schauen wir uns dazu zuerst einmal an, wie unser Fuss aufgebaut ist und was für eine Funktion die vielen Strukturen haben.
Unser Fuss besteht aus 26 Knochen die ungefähr mit 30 Gelenken miteinander verbunden sind. Die etwa 30 Unterschenkel- und Fussmuskeln sowie Sehnen, Bänder und das umliegenden Bindegewebe geben dem Fuss seine Form und sind für die Beweglichkeit und Stabilität im Fuss zuständig. Auf der Fusssohle befindet sich des Weiteren das Längs- und Quergewölbe, das zur Stossdämpfung und Gewichtsverteilung im Fuss zuständig ist. Das Fussgewölbe entsteht durch das Spiralprinzip. Der Vorfuss dreht nach innen und der Rückfuss nach aussen. Dadurch entsteht Stabilität.
Diese vielen Gelenke, Knochen, Muskeln und Bänder zeigen auf, dass der Fuss eigentlich ein sehr bewegliches Körperteil ist. Unsere Füsse können sich also in alle möglichen Richtungen drehen, damit sie sich auf unterschiedlichen Untergründen wie z.B. unebenes Gelände, Strand Wald, Wiese, flexibel anpassen können. Unsere Vorfahren waren als Nomaden auf ewiger Wanderschaft unterwegs. Unsere Füsse haben sich in der Evolution also genau dem angepasst.
Heutzutage sieht das Leben jedoch etwas anderes aus.
Meistens sind wir mit engen und festen Schuhen unterwegs und bewegen uns zudem noch häufig auf geraden und flachen Untergründen fort. Dadurch werden unsere Füsse nicht mehr in alle theoretisch möglichen Bewegungswinkel gebracht. Nicht mehr alle der vielen Fussmuskeln und Gelenke werden so beansprucht, weil die Schuhe den Fuss ständig von aussen stabilisieren. Die Beweglichkeit unserer Füsse wird also eingeschränkt. Laufen wir dann zu Hause doch mal barfuss oder in Socken, geschieht dies auf harten und flachen Untergründen wie z.B. Parkett oder Fliesen. Dies alles hat zur Folge, dass viele Fussmuskeln abschwächen, verkürzen und verspannen. Der Fuss wird immer steifer, das Gewebe ist fest und unnachgiebig, wodurch hohe Zugkräfte entstehen können.
Zudem kommt noch unser moderne Lebensstil dazu, bei dem wir viel zu oft und zu lange sitzen. Erst vor ca. 100 Jahren verwandelte sich der Mensch zum „Sitzmensch“. Ob im Büro, in der Schule, vor dem Fernseher oder beim Autofahren, wir sitzen einfach viel zu häufig. Gesunde Füsse brauche jedoch Bewegung.
Schaue wir uns nun an wie sich dieser Bewegungsmangel bei den einzelnen Beschwerdebilder bemerkbar macht und was du selber dagegen tun kannst.
Fussfehlstellungen und – beschwerden, wie sie entstehen und was du selbst tun kannst
Knick – Senkfuss
Fussfehlstellungen kommen sehr häufig vor. Sie machen oft noch keine Symptome, führen aber mit der Zeit meist du Folgeerscheinungen wie z.B. dem Hallux valgus. Zu den Fehlstellungen im Fuss gehört zum einen der Senkfuss, umgangssprachlich Plattfuss genannt. Das Fussgewölbe an der innen Seite des Fusses flacht sich ab oder liegt schon platt auf dem Boden. Bei einem Knickfuss knickt der Rückfuss nach innen. Beides kommt oft zusammen vor, dann spricht man vom sogenannten Knick- Senkfuss. Ursachen können neben Übergewicht, genetischen Veranlagungen, laxen Bänder, vor allem eine untrainierte Fuss- und Unterschenkelmuskulatur sein. Dazu kommen aufgrund des Bewegungsmangel unserer Füsse Verkürzungen in der Muskulatur sowie verklebt Faszien. Neben dem senken der muskulären Spannungen durch Dehn- und Rollübungen, kannst du mit Übungen aus der Spiraldynamik sehr gut deinen Fuss wieder in die Aufrichtung trainieren.
Spreizfuss
Bei einem Spreizfuss ist das Fussquergewölbe, das sich zwischen den äusseren und inneren Zehenballen aufspannt, eingesunken. Dadurch verbreitert sich der Vorfuss. Durch den oben beschrieben Bewegungsmangel deiner Füsse reicht mit der Zeit die Leistungsfähigkeit deiner Fussmuskeln nicht mehr aus, um das Quergewölbe in einer normalen, aufgespannten Position zu halten. Gezielte Übungen aus der Spiraldynamik helfen dein Quergewölbe wieder aufzubauen. Zudem helfen Dehnübungen, um die Beweglichkeit deiner Füsse zu erhalten.
Hallux valgus
Die häufigste Zehendeformität ist der Hallux Valgus, bei dem es zu einer Fehlstellung des grossen Zehs kommt. Der grosse Zeh krümmt sich zunehmend in Richtung der kleinen Zehen. Der Ballen des grossen Zehs wölbt sich zur Seite raus. Neben einem schwachen Bindegewebe, Fehlstellungen der Füsse, chronische Fehlbelastungen durch Knick- und Senkfüsse, enge oder hohe Schuhe, Verletzungen und erbliche Veranlagungen spielt hierbei der Bewegungsmangel unserer Füsse wieder eine grosse Rolle bei der Entstehung eines Hallux valgus. Werden unsere Füsse zu wenig in alle Richtungen bewegt verkürzen unsere Fussmuskeln und Faszien und erzeugen hohe Spannungen im Fuss, die den grossen Zeh immer weiter zu Seite ziehen. Dabei hat vor allem die Verkürzung der Streck- und Beugemuskeln des grossen Zehs einen enormen Einfluss. Zudem schwächt sich das Quergewölbe ab und der Vorfuss wird immer breiter. Du kannst die hohe Spannung der Beuge – und Strecksehne durch gezielte Übungen senken, um das Fortschreiten des Hallux valgus zu verhindern. Im Anfangsstadium kann die Fehlstellung durch Übungen korrigiert werden. Dazu zählen Übungen zum Aufrichten des Längs- und Quergewölbes, sowie zur Korrektur von Fehlstellungen der Füsse.
Hallux rigidus
Versteift sich die Grosszehe und kann nicht mehr gestreckt werden, nennt man dies Hallux rigidus. Dies geht häufig auch mit einer Abnutzung des Grosszehengrundgelenks (Arthrose) einher. Ursachen für einen Hallux rigidus sind medizinisch bis jetzt noch nicht vollständig geklärt. Dennoch gibt es einige Risikofaktoren, die die Entstehung begünstigen. Dazu zählen entzündliche Erkrankungen, Überlastungen, Verletzungen, genetische Veranlagung, Stoffwechselstörungen oder die Fussform. Dabei spielt jedoch auch immer wieder der Bewegungsmangel deiner Füsse eine Rolle. Die dadurch entstanden Verkürzungen können auch auf die Gelenke Auswirkungen haben. Beim Hallux rigidus kannst du vor allem an deiner Beweglichkeit des grossen Zehs sowie des gesamten Fusses ansetzten, um Zugspannungen auf das Grosszehengrundgelenk zu reduzieren.
Fersensporn
Bei einem Fersensporn zieht die verkürzte und verklebte Plantarfaszie an der Ferse. Es kommt zu einem Knochenauswuchs sowie häufig zu einer sehr schmerzhaften Entzündung des Sehnenansatzes. Ursache hierfür ist wieder der oben beschrieben Bewegungsmangel unserer Füsse und die damit einhergehende Bewegungseinschränkung und Verkürzung der Muskeln und Sehnen. Weitere Risikofaktoren sind, chronische Fehlbelastungen und Fehlstellungen der Füsse, eine verkürzte Achillessehne und Übergewicht. Die wichtigste Selbsthilfemassnahme ist die Dehnung der verkürzten Muskulatur.
Hammerzeh
Das Entstehen eines Hammerzehs oder Krallenzehs ist auch wieder auf den Bewegungsmangel und den damit verkürzten Strukturen in unseren Füssen zurück zu führen. Zudem spielen auch ein falsches Schuhwerk, Veranlagung, laxe Bänder und Übergewicht eine Rolle. Durch die muskulären Dysbalancen deiner Füsse und Unterschenkel kommt es zu einer Zugspannung auf den betroffen Zeh, wodurch dieser in die Krümmung gezogen wird. Hier kannst du mit Dehn- und Beweglichkeitsübungen ansetzen.
Wie du nun erfahren hast, haben alle Fussbeschwerden eine gemeinsame Komponente, der Bewegungsmangel und das damit einhergehende muskuläre Ungleichgewicht deiner Füsse mit oft starken Verspannungen und Verkürzungen der Muskeln und Sehnen. Das gute daran ist, dass du genau dran selber etwas ändern kannst! Selbst, wenn andere Ursachen bei dir zu Entstehung deiner Beschwerden verantwortlich sind, kannst du deinen Fuss und damit deiner Muskulatur durch bestimmte Übungen etwas gutes tun und Schmerzen reduzieren sowie Beschwerden lindern.
Das kannst du tun – Tipps und Tricks
Barfusslaufen
Als ersten Tipp möchte ich dir das Barfusslaufen ans Herz legen. Natürlich ist das im Alltag nicht immer so gut umzusetzen, gerade in der Stadt oder bei der Arbeit. Aber probiere doch mal bei deinem nächsten Spaziergang in der Natur ein Stück ohne Schuhe zu laufen. Oder erkundige dich nach speziellen Barfussparcours in deiner Umgebung. Suche dir unebene Untergründe wie eine Wiese, Waldweg oder im Urlaub den Strand als Übungsgelände. Achte aber am Anfang darauf, es nicht gleich zu übertreiben. Unserer Füsse müssen sich erst wieder daran gewöhnen. Aber bleib dran und steigere die Länge deiner Spaziergänge. Deine Füsse werden es dir danken, denn dafür sind sie eigentlich gedacht.
Schuhe
Achte beim Schuhkauf darauf, dass du bequeme Schuhe mit viel Platz für die Zehen kaufst. Sehr zu empfehlen sind hier auch Barfussschuhe, die durch die dünne Sohle und einem breiteren Vorfussbereich deine Beweglichkeit der Füsse viel weniger einschränkt. Ich selbst habe diese letztes Jahr für mich entdeckt und ich mag fast keine anderen Schuhe mehr anziehen. Hast du schon sehr Fortgeschrittene Beschwerden wie z.B. ein Hallux rigidus oder Zehendeformitäten braucht dein Fuss eventuell mehr Stabilität im Alltag. Trotzdem sind auch hier tägliche, kurze Barfusseinheiten zu empfehlen.
Übungen
Neben dem Barfusslaufen kannst du die Beweglichkeit deiner Füsse auch mit gezielten Übungen trainieren. Dies dient auch dem Ausgleich der fehlenden Bewegung durch langes Tragen von Schuhen und/oder vielem Sitzen. Dazu gibt es verschiedenen Fussgymnastikübungen. Auch Dehnübungen für die gesamte Unterschenkel- und Fussmuskulatur helfen die Beweglichkeit nach und nach wieder herzustellen. Verklebte Faszien können mit bestimmten Faszienrollen wieder geschmeidig gemacht werden. Sehr zu empfehlen sind auch Übungen aus der Spiraldynamik, die deinen Fuss und das Fussgewölbe wieder aufrichten und damit die muskulären Ungleichgewichte beseitigen.
In diesem Video zeige ich dir 3 einfache Übungen, mit denen du deine Beweglichleit in den Füssen verbessern oder erhalten kannst. Führe die Übungen am besten täglich aus. Vor allem dann, wenn du lange in engen Schuhen unterwegs warst.
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Bleib dran und habe Geduld
Da wir von klein auf leider häufig an Bewegungsmangel unserer Füsse leiden, braucht es sicher mehrere Wochen und Monate Geduld und regelmässiges Üben. Das zahlt sich aber ganz bestimmt aus.
Denn nur wenn unser grosses Bewegungspotential unserer Füsse auch wirklich genutzt wird, ist unsere Muskulatur in Balance.
Unsere Fussgewölbe richtet sich dann wieder auf und somit sind unsere Füsse stabil und gleichzeitig beweglich.
Falls du jetzt durch all die Fakten etwas entmutigt bist, möchte ich dir sagen, dass es nie zu spät ist aktiv und eigenverantwortlich etwas für deine Fussgesundheit zu tun.
Fange jetzt damit an. Du kannst so viel selbst für dich tun! Ich unterstütze dich von Herzen gerne dabei.
Hier findest du mich
Sandra Lüning
Sack 1
CH-6207 Nottwil
Tel. +41 76 425 32 42
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